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Veröffentlicht am: 02.09.2024
Deutsche Glasfaser zieht sich endgültig aus Heßdorf zurück
Auch die Ortsteile werden nun doch nicht mehr ausgebaut
Deutsche Glasfaser Heßdorf Schild "Wir sind dabei"Marc Brehme/VG Heßdorf
Aus und vorbei. Die Hoffnung vieler Bürgerinnen und Bürger ist geplatzt. Anfang September 2024 teilte die Deutsche Glasfaser mit, dass sie auch die Ortsteile der Gemeinde Heßdorf nicht mit Glasfaser ausbauen wird.

Wie die Deutsche Glasfaser der Gemeinde  mitteilte, hat sie sich nun entschieden, endgültig Abstand vom Glasfaserausbau in Heßdorf bzw. den Ortsteilen der Gemeinde zu nehmen. Bis vor kurzem bestand zumindest für einige Ortsteile noch die Chance eines Glasfaserausbaus im Rahmen der Mitnutzung von Leerrohren des Mitbewerbers Deutsche Telekom gegen entsprechende Gebühr.

In einem zweijährigen Verfahren hatten die Bundesnetzagentur (BNetzA) und auch das Verwaltungsgericht Köln in einem Eilantrag kürzlich entschieden, dass die Telekom Mitbewerbern wie der Deutschen Glasfaser Leerrohre zur Mitnutzung gegen eine entsprechende Gebühr anbieten muss. Der Sinn dahinter ist die Verhinderung von sogenanntem Überbau - als dass jedes Unternehmen ihre eigenen Glasfaserleitungen in die Gehsteige legt und damit ein zweites oder gar noch mehr Netze von verschiedenen Betreibern parallel aufgebaut und betrieben werden. Durch die Mitnutzung von bereits von der Telekom damals verlegten, aber noch nicht genutzten Leerrohren durch Mitbewerber wie etwa die Deutsche Glasfaser, könnte diese dort nun ihre Glasfaserhauptleitung einblasen, ohne selbst noch einmal teure und auch für die Einwohner belastende Tiefbauarbeiten in den Straßen und Gehwegen der Gemeinde durchführen zu müssen.

Obwohl es sich bis jetzt nur um einen Eilentscheid des Verwaltungsgerichts Köln vom Juli 2024 handelt, der der Hauptverhandlung (Hauptsacheverfahren) vor Gericht noch final entschieden werden muss, hat die Deutsche Telekom der Deutschen Glasfaser daraufhin bereits ein Angebot für diese Mitnutzung von Teilen Ihrer öffentlich geförderten Glasfaserinfrastruktur (Leerrohre) in Heßdorf vorgelegt.

Im Zuge der Prüfung dieses Angebots hat das Unternehmen Deutsche Glasfaser noch einmal das gesamte Projekt ihres Glasfaserausbaus in Heßdorfer Ortsteilen (geplant waren zunächst Hannberg, Niederlindach und Untermembach), auf Wirtschaftlichkeit geprüft.

Das Ergebnis

Der Ausbau dieser drei Ortsteile allein (also ohne den Kernort Heßdorf, den die DG nach dem Ausbau der Telekom bereits im Januar 2023 aufgegeben hatte), sei - auch aufgrund von deutlich gestiegenen Kosten - für das Unternehmen aus der Freien Wirtschaft im eigenwirtschaftlichen Ausbau schlicht und ergreifend wirtschaftlich nicht mehr vertretbar.

Joachim Diehl, Senior Manager kommunale Kooperationen bei der Deutschen Glasfaser und auch Ansprechpartner für unsere Gemeinde Heßdorf:

Deutsche Glasfaser - Logo
„Die durch den Wegfall des Kernortes Heßdorf verlorenen Synergiepotentiale können, bedingt durch zwischenzeitlich weiter gestiegene Kosten, auch über den Leerrohrzugang nicht mehr wie geplant kompensiert werden“.
Was bedeutet das für unsere Bürger?

Die Deutsche Glasfaser wird in Heßdorf und in den Heßdorfer Ortsteilen keinen Glasfaserausbau durchführen. Bürgerinnen und Bürger aus Heßdorfer Ortsteilen, die nach dem Markterkundungsverfahren ein Absichtserklärung für einen Glasfaseranschluss bei der Deutschen Glasfaser abgeben hatte, haben keine Verpflichtungen dem Unternehmen gegenüber. Da es keinen finalen Vertragsabschluss über den Anschluss gab - diese sollte nach der Entscheidung folgen, ob überhaupt ausgebaut wird - gibt es auch beidseitig keine Verpflichtungen. Sie müssen also nichts kündigen.

Bürger im Kernort Heßdorf, die einen Glasfaseranschluss möchten, können diesen derzeit nur bei einem Anbieter beantragen: der Deutschen Telekom. Für die Ortsteile gibt es derzeit und auf absehbare Zeit leider keine Anbieter für das schnelle Internet mittels Lichtleiterkabel(, denn auch die Telekom plant aus wirtschaftlichen Gründen keinen Ausbau der Ortsteile.)

Eine Übersicht aller bisherigen Beiträge zum Thema "Glasfaserausbau" in unserer Gemeinde Heßdorf finden Sie unter www.hessdorf.de/glasfaser.

Aber kann denn die Gemeinde da nichts machen?

Leider nein. Da es sich um einen eigenwirtschaftlichen Ausbau handelt, liegt die Entscheidung, ob eine Firma unsere Gemeinden mit Glasfaser erschließt, ganz allein bei diesem Unternehmen. Schlussendlich entschließt sich eine Firma auch nur dann dazu, wenn sie sich sicher ist, dass sie ihre Investition (die Tiefbaumaßnahmen und das Verlegen der Kabel in den Straßen und dann bis zum Hausanschluss) in absehbarer Zeit nicht nur wieder herein holt, sondern darüber hinaus eben auch noch Gewinn mit ihren Produkten erzielt.

Glasfaserausbau in einer Gemeindestraße durch die Deutsche GlasfaserMarc Brehme/VG Heßdorf
Beim sogenannten Trenching-Verfahren wird nur minimal-invasiv gearbeitet. Die Fräse öffnet den Boden nur etwa auf 15 cm Breite. In diesen Minigraben werden später mehrere Glasfaser-Bündel ("Speedpipe-Verbund) gelegt.

Ein Rechenbeispiel:
Für einen Glasfaseranschluss zahlt ein Kunde je nach Geschwindigkeit und Anbieter derzeit etwa zwischen 40 - 100 Euro monatlich. Die Kosten für den klassischen Tiefbau, um einen Kilometer Glasfaser zu verlegen, bezifferte etwa die Deutsche Telekom auf ihrer eigenen Homepage im Juni 2024 mit etwa 85.000 Euro. Um also beispielsweise den kleinen Ortsteil Röhrach vom Glasfaser-Hauptverteiler in Hannberg zu erschließen, würden diesem Unternehmen also für diese knapp 1,8 km lange Strecke allein schon Tiefbaukosten von rund 150.000 Euro entstehen. Rechnet ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das ja eine Gewinnerzielungsabsicht hat, dann damit, dass vielleicht etwa ein Viertel der Einwohner - und das ist schon hoch gegriffen - einen Glasfaseranschluss buchen, dann stehen dem folgende Einnahmen entgegen: 25 aktive Glasfaser-Anschlüsse á 50 EUR/Monat =  15.000 EUR Einnahmen im Jahr

Das würde bedeuten, dass sich diese Investition des Glasfaserausbaus von Röhrach für das ausführende Unternehmen erst nach etwa 10 Jahren amortisiert hat und erst im 11. Jahr Gewinn abwirft. Und das auch noch abzüglich möglicher anfallenden Wartungs- oder Reparaturarbeiten in diesem Zeitraum, die in diesem Beispiel gänzlich unbeachtet bleiben. Von den Zusatzkasten der Verlegung durch Genehmigungsverfahren, steigenden Einkaufspreisen, Baukosten, Betriebskosten, Lohnsteigerungen, Inflation etc. mal ganz abgesehen. Und von etwaigen Anschlusskündigungen in dieser langen Amortisationszeit.

Beachten Sie bitte, dass dieses Rechenbeispiel genau das ist - ein Beispiel - und auch keinerlei Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit erhebt. Es soll Ihnen lediglich verdeutlichen, warum sich viele Unternehmen im Glasfasermarkt gegen einen eigenwirtschaftlichen Ausbau entscheiden. In der Regel ist das der Fall , weil es für sie - gerade bei kleinen Flächengemeinden wie wir es sind - wirtschaftlich schlicht und ergreifend unattraktiv ist. (Viel Wegstrecke zu bauen für verhältnismäßig wenige potentielle Kunden, (hohe Investition <--> wenig Gewinn)

Und zurück zum Einfluss der Gemeinde: Diese Firmen sind freie, privatwirtschaftliche Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht. Die Gemeinde kann ihnen den Ausbau nicht anweisen oder Unternehmen gar dazu zwingen. Ebenso wenig, wie wir einen Metzger zwingen könnten, einen Filiale in beispielsweise Dannberg zu eröffnen, um die dortigen Haushalte zu versorgen. Wenn ein Metzger der Meinung ist, dass es sich für ihn rechnet, dort einen Laden zu eröffnen, dann wird er genau das tun. Wenn nicht, können wir ihn aber auch nicht dazu zwingen. Und ebenso verhält es sich beim eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau...  

Liebe Bürgerinnen und Bürger,
Glasfaserausbau - HinweisbandMarc Brehme/VG Heßdorf
Bevor beim Glasfaserausbau die Gräben wieder verdichtet werden, kommt noch ein entsprechendes Hinweisband mit hinein. Damit bei eventuellen Aufgrabungen später die Kabel nicht aus Versehen beschädigt werden.

wir verstehen Ihren Frust und Ihre Enttäuschung über diese anhaltenden Verzögerungen bzw. aktuellen Stillstand beim Glasfaserausbau in unserer Gemeinde. Seit Jahren warten wir gemeinsam darauf, dass die notwendigen Schritte unternommen werden, um unser digitales Infrastrukturprojekt voranzutreiben. In der vorangehenden Schilderung haben wir Ihnen nun auch ausführlich die Umstände erklärt, warum es jetzt erneut zum Stillstand kommt. Wir bedauern zutiefst, dass diese Umstände den dringend benötigten Fortschritt weiter hinauszögern und gerade unseren Ortsteilen damit derzeit weiterhin der Zugang zu einer schnelleren und zuverlässigeren Internetverbindung mittels Glasfaser verwehrt bleibt.

Diese Umstände liegen jedoch außerhalb unseres Einflussbereichs. Wir möchten noch einmal klarstellen, dass die Gemeinde alle erforderlichen Schritte unternommen hat und sich kontinuierlich dafür einsetzt, dass der Glasfaserausbau auch in unseren Ortsteilen so schnell wie möglich vorangeht. Dabei betonen wir auch ausdrücklich, dass wir allen Unternehmen der freien Wirtschaft offen gegenüberstehen, die einen eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau bei uns durchführen möchten.

Zum jetzigen Stand sind der Gemeinde aber keine weiteren Interessenten für dieses Projekt bekannt.

Wir danken unseren Bürgerinnen und Bürgern für Ihr Verständnis und Ihre Geduld in dieser schwierigen Situation. Sobald es neue Entwicklungen gibt, werden wir Sie umgehend informieren.

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