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Veröffentlicht am: 04.07.2024
Sachstand zum Glasfaserausbau in Heßdorf
Deutsche Glasfaser verhandelt nach wie vor mit der Deutschen Telekom über den "Open Access"-Zugriff auf die Netzknoten der Ortsteile
Glasfaser-Verteilerkasten der Deutschen GlasfaserMarc Brehme/VG Heßdorf
In diesen Verteilerkästen kommen die Glasfaserbündel vom sogenannten POP (Orts-Hauptverteiler) in den einzelnen Straßen an. Von dort aus geht es weiter in die Häuser und Wohnungen.

Wie bereits bekannt, zog sich das Unternehmen Deutsche Glasfaser im Jahr 2023 von ihrem geplanten eigenwirtschaftlichen Glasfaser-Ausbau im Kernort Heßdorf zurück und nimmt nun hier keinen eigenen Ausbau mehr vor. Hier hat nun die Deutsche Telekom Glasfaser bis in die Häuser und Wohnungen (FTTH) ausgebaut.

Doch auch die Heßdorfer Ortsteile warten noch immer auf einen Glasfaserausbau und diesen möchte die Deutsche Glasfaser auch weiterhin eigenwirtschaftlich realisieren. Dazu möchte sie, um die Erschließungs- und Baukosten zu reduzieren und auch einen "Überbau" zu vermeiden, ihre Glasfaserleitungen direkt von den schon bestehenden Glasfaser-Ortsknoten der Telekom aus in die einzelnen Straßen verlegen.

Da diese Ortsverteilerkästen damals durch die Deutsche Telekom damals mittels eines geförderten (Breitband)Ausbaus (Fördermittel sowie Eigenanteil der Gemeinde) realisiert wurde, muss die Telekom auch Wettbewerbern wie eben beispielsweise der Deutschen Glasfaser für genau diesen Zweck den Zugriff gewähren.  

Diesen Zugriff via sogenanntem "Open Access“ hat die Deutsche Glasfaser bei der Telekom im Sommer 2023 für die Ortsteile Untermembach, Niederlindach und Hannberg beantragt, um ihre Ausbaupläne dort schnellstmöglich umzusetzen. Darüber hinaus prüft das Unternehmen auch noch die technische Umsetzbarkeit dieser Variante für die Ortsteile Röhrach, Hesselberg und Klebheim.

Nachdem es aber über den Zugang der Deutschen Glasfaser zu den Netzknoten der Telekom im Frühjahr 2023 aber zu keiner Einigung kam, hatte die Deutsche Glasfaser im Anschluss ein sogenanntes Streitbeilegungsverfahren bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) eingeleitet. Im Nachgang der öffentlich mündlichen Verhandlung bei diesem Verfahren im August 2023 sind Deutsche Telekom und Deutsche Glasfaser mit Verhandlungen bezüglich einer Mitnutzung der Glasfaserinfrastruktur gestartet.

Auf Anfrage bei der Deutschen Glasfaser teilte das Unternehmen der Gemeinde Ende Oktober 2023 mit, dass es „allerdings bislang nicht zu einem einvernehmlichen Ergebnis gekommen“ sei. „Die BNetzA prüft den Sachstand erneut und hat hierfür von ihrem Recht auf Fristverlängerung Gebrauch gemacht. Wir gehen aktuell von einer Entscheidung der BNetzA Anfang Dezember aus“, so das Unternehmen weiter. Sobald der Deutschen Glasfaser weitere Informationen vorliegen oder eine finale Entscheidung erreicht wurde, soll auch die Gemeinde entsprechend informiert werden, so damals ein Firmensprecher zur Gemeindeverwaltung.

Aktueller Stand im Juli 2024

Leider ist auch heute, mehr als ein halbes Jahr später, kein großer Fortschritt in der Sache zu erkennen. Nach wie vor werden gegenseitige Forderungen der Unternehmen auf beiden Seiten jeweils geprüft und abgewogen, dann werden Gegenangebote erstellt und auch diese wieder geprüft und abgewogen. Alles jeweils mit teils wochenlangen Fristen bzw. Bearbeitungszeiten. Auf Nachfrage der Verwaltung zum aktuellen Stand der Dinge antwortete ein Unternehmenssprecher der Deutschen Glasfaser am 04.07.2024 wie folgt: 

Deutsche Glasfaser - Logo

"Anhängig (bei der Bundesnetzagentur, d. Red.) waren bis dato zwei Verfahren, ein Eilverfahren und ein Hauptsacheverfahren. Im jüngsten Eilverfahren unterlag die Deutsche Telekom und ist somit verpflichtet, an die Deutsche Glasfaser ein Angebot (für den Zugriff auf ihre Netzknoten, d. Red.) zu übermitteln. Allerdings besteht hier die Möglichkeit der Revision, von dem die Deutsche Telekom vermutlich Gebrauch machen wird und das weitere Zeit in Anspruch nehmen wird.

Das Hauptsacheverfahren über die Rechtmäßigkeit des Beschlusses ist weiter anhängig. Von einem Urteilsspruch ist nicht kurzfristig auszugehen."

Was bedeutet das konkret?

... dass sich die ganze Sache (vermutlich noch für viele Monate) weiter hinziehen wird, bevor es irgendeine Entscheidung gibt. Erst diese erlaubt es dann, eine Aussage zu treffen, ob unsere Bürgerinnen und Bürger in den Ortsteilen in absehbarer Zukunft die Möglichkeit zur Buchung eines Glasfaseranschlusses bekommen werden.

Aber kann denn die Gemeinde da nichts machen?

Leider nein. Da es sich um einen eigenwirtschaftlichen Ausbau handelt, liegt die Entscheidung, ob eine Firma unsere Gemeinden mit Glasfaser erschließt, ganz allein bei diesem Unternehmen. Schlussendlich entschließt sich eine Firma auch nur dann dazu, wenn sie sich sicher ist, dass sie ihre Investition (die Tiefbaumaßnahmen und das Verlegen der Kabel in den Straßen und dann bis zum Hausanschluss) in absehbarer Zeit nicht nur wieder herein holt, sondern darüber hinaus eben auch noch Gewinn mit ihren Produkten erzielt.

Glasfaserausbau in einer Gemeindestraße durch die Deutsche GlasfaserMarc Brehme/VG Heßdorf
Beim sogenannten Trenching-Verfahren wird nur minimal-invasiv gearbeitet. Die Fräse öffnet den Boden nur etwa auf 15 cm Breite. In diesen Minigraben werden später mehrere Glasfaser-Bündel ("Speedpipe-Verbund) gelegt.

Ein Rechenbeispiel:
Für einen Glasfaseranschluss zahlt ein Kunde je nach Geschwindigkeit und Anbieter derzeit etwa zwischen 40 - 100 Euro monatlich. Die Kosten für den klassischen Tiefbau, um einen Kilometer Glasfaser zu verlegen, bezifferte etwa die Deutsche Telekom auf ihrer eigenen Homepage im Juni 2024 mit etwa 85.000 Euro. Um also beispielsweise den kleinen Ortsteil Röhrach vom Glasfaser-Hauptverteiler in Hannberg zu erschließen, würden diesem Unternehmen also für diese knapp 1,8 km lange Strecke allein schon Tiefbaukosten von rund 150.000 Euro entstehen. Rechnet ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das ja eine Gewinnerzielungsabsicht hat, dann damit, dass vielleicht etwa ein Viertel der Einwohner - und das ist schon hoch gegriffen - einen Glasfaseranschluss buchen, dann stehen dem folgende Einnahmen entgegen: 25 aktive Glasfaser-Anschlüsse á 50 EUR/Monat =  15.000 EUR Einnahmen im Jahr

Das würde bedeuten, dass sich diese Investition des Glasfaserausbaus von Klebheim für das ausführende Unternehmen erst nach etwa 10 Jahren amortisiert hat und erst im 11. Jahr Gewinn abwirft. Und das auch noch abzüglich möglicher anfallenden Wartungs- oder Reparaturarbeiten in diesem Zeitraum, die in diesem Beispiel gänzlich unbeachtet bleiben. Von den Zusatzkasten der Verlegung durch Genehmigungsverfahren, steigenden Einkaufspreisen, Baukosten, Betriebskosten, Lohnsteigerungen, Inflation etc. mal ganz abgesehen. Und von etwaigen Anschlusskündigungen in dieser langen Amortisationszeit.

Beachten Sie bitte, dass dieses Rechenbeispiel genau das ist - ein Beispiel - und auch keinerlei Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit erhebt. Es soll Ihnen lediglich verdeutlichen, warum sich viele Unternehmen im Glasfasermarkt gegen einen eigenwirtschaftlichen Ausbau entscheiden. In der Regel ist das der Fall , weil es für sie - gerade bei kleinen Flächengemeinden wie wir es sind - wirtschaftlich schlicht und ergreifend unattraktiv ist. (Viel Wegstrecke zu bauen für verhältnismäßig wenige potentielle Kunden, (hohe Investition <--> wenig Gewinn)

Und zurück zum Einfluss der Gemeinde: Diese Firmen sind freie, privatwirtschaftliche Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht. Die Gemeinde kann ihnen den Ausbau nicht anweisen oder Unternehmen gar dazu zwingen. Ebenso wenig, wie wir einen Metzger zwingen könnten, einen Filiale in Dannberg zu eröffnen, um die dortigen Haushalte zu versorgen. Wenn ein Metzger der Meinung ist, dass es sich für ihn rechnet, dort einen Laden zu eröffnen, dann wird er genau das tun. Wenn nicht, können wir ihn aber auch nicht dazu zwingen. Und ebenso verhält es sich beim eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau...  

Liebe Bürgerinnen und Bürger,
Glasfaserausbau - HinweisbandMarc Brehme/VG Heßdorf
Bevor beim Glasfaserausbau die Gräben wieder verdichtet werden, kommt noch ein entsprechendes Hinweisband mit hinein. Damit bei eventuellen Aufgrabungen später die Kabel nicht aus Versehen beschädigt werden.

wir verstehen Ihren Frust und Ihre Enttäuschung über diese anhaltenden Verzögerungen beim Glasfaserausbau in unserer Gemeinde. Seit Jahren warten wir gemeinsam darauf, dass die notwendigen Schritte unternommen werden, um unser digitales Infrastrukturprojekt voranzutreiben. In der vorangehenden Schilderung haben wir Ihnen nun auch ausführlich die Umstände erklärt, warum sich die Situation weiter verzögert.

Diese Faktoren liegen außerhalb unseres Einflussbereichs als Gemeinde und betreffen direkte Vertrags- und Konkurrenzfragen zwischen den beteiligten Unternehmen. Wir bedauern zutiefst, dass diese Umstände den dringend benötigten Fortschritt weiter hinauszögern und gerade unseren Ortsteilen damit derzeit weiterhin der Zugang zu einer schnelleren und zuverlässigeren Internetverbindung mittels Glasfaser verwehrt bleibt.

Wir möchten noch einmal klarstellen, dass es nicht an der Gemeinde liegt. Wir haben alle erforderlichen Schritte unternommen und setzen uns kontinuierlich dafür ein, dass der Glasfaserausbau auch in unseren Ortsteilen so schnell wie möglich vorangeht. Zudem stehen wir in ständigem Kontakt mit den zuständigen Stellen und den beteiligten Unternehmen, um eine schnelle Lösung herbeizuführen. Dabei betonen wir auch ausdrücklich, dass wir allen Unternehmen der freien Wirtschaft offen gegenüberstehen, die einen eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau bei uns durchführen möchten. 

Wir danken unseren Bürgerinnen und Bürgern für Ihr Verständnis und Ihre Geduld in dieser schwierigen Situation. Sobald es neue Entwicklungen gibt, werden wir Sie umgehend informieren.

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